Nun bin ich alleine, aber bei einem Teil von diesem Artikel war Lisa noch dabei. Ich werde auch direkt mit unseren/meinen Erlebnissen aus Mumbai loslegen. Mal sehen wer es bis zum Ende schafft. Wird diesmal sehr lang, da wir echt viel erlebt haben.

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Wir konnten nicht direkt einchecken und mussten noch ein bisschen Zeit rumkriegen, also haben wir uns vorgenommen, irgendwas Essbares und einen ATM zu suchen um noch ein bisschen Geld in der Tasche zu haben. Wir sind dann einfach mal losgelaufen und haben einen ersten Eindruck von Mumbai bekommen. Der erste Eindruck war schon echt super. Wir sind einfach durch die Straßen gelaufen und waren plötzlich auf einem Markt wo es Gemüse, Obst, Fleisch und Fisch gab. Lustig war dort, dass wir plötzlich voll viele Katzen gesehen haben und ein paar Schritte weiter war uns klar warum. Wir sind in den Bereich gekommen, wo es den Fisch gab. Hat Spaß gemacht sich das Treiben anzuschauen. Ein paar Tage später war ich nochmal alleine dort und bin auch ein bisschen weiter gegangen. Dann habe ich da noch eine Schlachterei gesehen. Die haben die Hühner auf Bestellung direkt geschlachtet und das Fleisch verkauft. Frischer geht’s nicht. Würde die hier das auf dem Markt so machen, würden die Leute bestimmt weniger Fleisch essen.
Gegen 11 Uhr konnten wir dann einchecken. War echt super Hotel für Mumbai. Wir waren im Sea Shore Hotel, dass direkt über dem India Guest House ist. Im India Guest House hat auch der Typ gewohnt, der das Buch Shantaram geschrieben hat, was ich hier in Indien auch schon durchgelesenen habe. War ein lustiger Zufall.
Wir haben im Sea Shore Hotel ein Doppelzimmer mit Fenster gehabt, aber ohne eigene Dusche und Klo. Das war aber nicht weiter schlimm. Die Gemeinschaftsduschen und Klos waren einzelne Kabinen die auch sehr sauber waren. Wir haben für das Zimmer 1200 (ca. 13€) Rupien bezahlt. Das ist für Mumbai echt billig. Ansonsten ist Mumbai echt teuer.

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Nachdem wir uns kurz ein bisschen im Zimmer erholt haben, sind wir zum Gate of India gegangen, was ich jetzt nicht so beeindruckend fand. Lisa meinte auch nur, dass das Brandenburger Tor ja beeindruckender aussieht. Also ging es schnell weiter zum Leopolds. Das ist ein Restaurant wo sich viel in dem oben genannten Buch abspielt. Wir wollten uns das zumindest mal anschauen, aber hätten wir uns auch sparen können. Das Essen ging so, aber total überteuert. Naja zumindest einmal gesehen und die erste Etage war auch fast so wie ich mir das im Buch vorgestellt habe, nur dachte ich, dass es nur eine Etage gibt.

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Gate of India

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Das bekannteste und teuerste Hotel in Mumbai - Taj Mahal

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Als ich vor der Tür stand, um eine zu rauchen, hat mich son Kartenverkäufer vollgeschnackt. Er hat aber ziemlich schnell aufgehört mir die Karten verkaufen zu wollen, als er gehört hat, dass ich aus Deutschland komme. Er hat dann gleich angefangen über Fußball zu reden und das ist in Indien ziemlich selten. Natürlich wollte er aber trotzdem was, nämlich uns die Stadt ein bisschen zeigen. Nach 5 Minuten Unterhaltung mit ihm, haben wir erstmal abgemacht, dass er mir einen Handyladen zeigt, wo ich eine SIM Karte kaufen kann. Irgendwie habe ich mir immer noch keine besorgt. Also bin ich dann wieder zu Lisa rein und hab ihr von dem Typen erzählt und sie war mit dem Plan einverstanden.

Als wir dann aufgegessen haben, sind wir wieder raus und wollten mit dem Typen (ich nenn ihn jetzt mal Guide) los. Da kam plötzlich wie aus dem nichts so ein anderer Typ angelaufen, der unseren Guide verjagt hat. Unser Guide ist auch ohne wiederworte weggegangen und hat sich dann alles aus sicherer Entfernung angeschaut. Der andere Typ hat uns dann gesagt, dass der uns nur verarschen will und er uns auch mit dem Taxi dahinbringen kann wo wir hinwollen. Das kam uns alles sehr merkwürdig vor und haben das dankend abgelehnt und sind weitergegangen. Schon echt ne schräge Situation gewesen, da unser Guide ohne ein bisschen Widerstand weg ist.

An der nächsten Kreuzung stand dann wieder der Guide. Da ich aber leicht verunsichert war, wollte ich dann doch nicht die Handykarte kaufen gehen, da hat er den Vorschlag gemacht, mit uns ein bisschen durch die Gegend zu laufen um uns ein paar Sachen zu zeigen. Dafür wollte er auch kein Geld haben. Also was hatten wir zu verlieren und sind einfach mit ihm ein bisschen durch die Straßen gelaufen. Nebenbei hat er uns noch erzählt, dass der andere Typ von der Mafia war. Die Mafia wollte eigentlich, dass er auch Drogen verkauft, was er abgelehnt hat. Seitdem wird er dort regelmäßig verjagt. Er hat uns auch noch erzählt, dass der Typ versucht hätte uns Sachen anzudrehen bzw. drauf einzuladen um am Ende dann doch dafür Geld haben zu wollen.

So abwegig ist die ganze Geschichte auch nicht, da die Mafia in Mumbai ziemlich präsent ist, um das mal so auszudrücken. Die verlangen auch z. B. Eintritt in Gegenden die für Touristen interessant sind, wo es eigentlich keinen Eintritt kostet. Da werde ich später noch ein paar Beispiele zu geben, aber wollte auch schon mal von den Strukturen dort berichten. Indien und gerade Mumbai ist halt derbe korrupt.

Wir sind dann mit unserem Guide über einen Markt gelaufen, zu einigen interessanten Gebäuden und am Ende waren wir auf einem echt riesigen Platz wo alle Cricket gespielt haben. Davon gibt es ein paar in Mumbai. Wir haben uns dann da hingesetzt und ein bisschen zugeschaut. Dabei hat er uns noch ein bisschen von den Regeln erklärt. Danach haben wir dann auch eine Tour für den übernächsten Tag ausgemacht.

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Zur anderen Seite ist der Cricket Platz nochmal so groß

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In Mumbai hab ich auch endlich mal Paan gegessen. War ganz lecker.

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Viel haben wir danach nicht mehr gemacht, da wir auch von der Anreise noch ein bisschen kaputt waren. Ich war auf jeden Fall derbe von der Stadt begeistert und habe gleich meinen Aufenthalt noch um einen Tag verlängert. Wäre auch gerne noch länger geblieben, aber Mumbai ist echt teuer!

Am nächsten Tag haben wir uns wieder mit den beiden Studenten aus Kassel getroffen, die bei Freunden gewohnt haben und sind zur Elephanta Island gefahren. Das Boot ist vom Gate of India losgefahren und hat glaube ich ca. 1 Stunde gebraucht. So spannend war es da nun nicht, aber konnte man sich mal anschauen. Man muss einen gefühlt ewig langen Weg hochlaufen und eingezingelt von Shops. Anscheinend konnte man sich auch tragen lassen wie ihr auf dem nächsten Bild seht.

21Oben angekommen gibt es dann verschiedene Tempel-Höhlen. Schon echt beindruckend was die da gebaut haben. Eigentlich war nur eine interessant, aber dafür hat sich der Weg gelohnt. 

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Wir sind dann am späten Nachmittag wieder auf dem Festland angekommen. Apropos Festland, da habe ich doch nochmal eine nette Information die ich aufgeschnappt habe. Bombay ist aus mehreren Inseln entstanden. Ursprünglich gab es 7 Inseln und die größte und zentrale Insel war Bombay. Diese Inseln wurden durch Aufschüttungen miteinander verbunden und daraus ist die Stadt Bombay geworden. Dies geschah irgendwann im 20. Jahrhundert.

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Bevor wir beide zurück zum Hotel sind, haben wir natürlich noch das tägliche Bier getrunken. Wir haben beim Breakfast einen super entspannten Laden gefunden. Später am Abend sind wir da nochmal hin, um ein paar Cocktails zu trinken. Die hatten echt interessante Drinks. Unser erster Cocktail wurde super serviert. Jeder hat ein Glas bekommen, in dem rosa Zuckerwatte war, dann wurde die Mische da reingekippt und eine Orangenschale reingespritzt. Die Spritzer der Orangenschale wurden angezündet (ja, die brennen) und das Glas ist kurz aufgeflammt. Der Cocktail hat auch ganz gut geschmeckt. Die anderen beiden Cocktails wurden zwar nicht so toll serviert, aber bis auf Lisas waren die Cocktails echt gut. Lisa hatte einen Caipiroschka mit irgendwelchen indischen Gewürzen drin. Richtig widerlich! Den haben wir nicht mal bis zur Hälfte ausgetrunken und lieber was neues bestellt.

Jetzt muss ich auch nochmal am Rande erwähnen, dass ich noch kein einziges Mal besoffen war hier in Indien, auch wenn ich öfter mal Alkohol erwähne. Das ist immer nur für den Geschmack. ;)

Am nächsten Tag sind wir dann mit unseren Guide losgegangen. Die Tour war echt interessant, auch wenn wir im Endeffekt nicht so viel gesehen haben. Naja, eigentlich haben wir schon viel gesehen, aber hatten nur 2 Ziele. Einen großen Markt und die vermutlich größte Wäscherei. Da wir aber nicht mit einem Taxi unterwegs waren, sondern viel gelaufen und mit der Bahn gefahren sind, war es aber trotzdem interessant, weil wir mitten im Trubel von Mumbai unterwegs waren. Der Markt war echt riesig und ich würde ihn gar nicht so als Markt bezeichnen, sondern eher wie ein Open Air (und ein bisschen in einer Halle) Einkaufszentrum bezeichnen. Wir haben uns dort mit ordentlich Gewürzen eingedeckt, unter anderem mit Masala-Chai. Ich liebe den Chai. :)

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Straßen Friseur

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Lisas erstes Thali :)


Danach sind wir zur Laundry mit der Bahn gefahren. Wer in Mumbai ist, sollte unbedingt mit der Bahn fahren, echt ein Erlebnis. Ok, aber vielleicht nicht zur Rush-Hour, was mir am letzten Tag passiert ist. Da braucht man echt nicht zur Massage gehen, da man die kostenlos in der Bahn bekommt. Die S3 morgens ist gar nichts dagegen, die quetschen da gefühlt nochmal das doppelte rein. Es gibt aber auch extra Frauenabteile.

In der Wäscherei sind über 1000 Leute angestellt und Lisa hat mal in einer Doku gesehen, dass die dort ein, für außenstehende total kompliziertes System haben um die Wäsche seinem Besitzer zuordnen zu können. Ich frag mich echt wie das machen. Aber seht euch das selbst auf den Bildern an.

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Zuerst wollten wir auch da rein gehen, aber haben es dann gelassen, weil uns 200 Rupien zu viel dafür waren. Der Einblick von der Brücke hat gereicht. Hier sind wir auch wieder bei dem Thema Mafia. Die kassiert hier nämlich die Kohle ab. Ich fand das auch ziemlich schräg am Eingangsbereich als die das Geld haben wollten. Wir sind dann lieber wieder umgedreht. Soviel soll man da auch nicht zu sehen bekommen. Für eine richtige Führung inkl. Erklärung hätte ich auch 300 bezahlt, aber so konnten wir uns das echt sparen.

Nach dem Markt und Wäschereibesuch war der Tag auch fast schon rum und wir mussten das Hotel wechseln, da wir morgens schon ausgecheckt haben und unsere Rucksäcke nur im Hotel gebunkert haben.

Eigentlich war es ja gar nicht geplant, dass ich mit Lisa zusammen in Mumbai bin. Ursprünglich war der Plan, dass wir wieder zurück nach Goa fahren und sie von dort nach Mumbai fliegt und eine Nacht dort verbringt. Deshalb hat sie sich ein Hotel in Flughafennähe gebucht, was wir auch nicht canceln konnten. Also sind wir für eine Nacht dorthin gefahren.
Die Gegend um das Hotel herum war nicht vergleichbar mit dem was wir von Mumbai schon gesehen haben. Das hat mich alles son bisschen an Chennai erinnert, nur dass es hier mehr Muslime gab bzw. gefühlt nur Muslime. Das war aber absolut nicht schlimm, weil ich mittlerweile schon lang genug hier bin. Wer den ersten Artikel gelesen hat, weiß, dass Chennai für uns am Anfang echt zu krass war. Jetzt passt das aber alles. :) Als wir losgegangen sind um noch ein Bier trinken zu gehen, waren wir aber echt froh, dass Lisa eine Jacke übergezogen hat und nicht nur im Shirt rumgelaufen ist. Das wäre in der Gegend echt nicht so toll gewesen, da ansonsten die Frauen vollvermummt waren. Mit der Jacke ging aber alles klar und wir wurden nicht mal in der Bar schräg angeguckt.
Das Hotel selber war super. Endlich mal wieder eine Dusche mit warmen…nein heißen Wasser ordentlich Druck und viel Wasser. Ich mochte gar nicht mehr aufhören zu duschen. Echt ein Traum.


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Lisas letztes Kingfisher

Am nächsten Morgen war es dann soweit, ich bin nun alleine unterwegs. Zuerst echt ein komisches Gefühl, aber jetzt passt das schon. Ich bin nur froh, dass ich nicht von Beginn an alleine unterwegs war. So kenn ich das schon alles und komme gut zurecht.
Ich bin dann zurück in das Sea Shore Hotel und hatte noch eine lustige Begegnung mit einem Taxifahrer der mich verarschen wollte. Am Tag davor hatten wir einen seeeehr gesprächigen Fahrer, der aber auch ein paar interessante Informationen wie z.B. die Taxi-Tarife.
Das Hotel hat so ein Prepaid Taxi bestellt die kein Taxameter haben. Das Hotel hat gesagt, die Fahrt kostet 600 Rupien, ich habe mir das von dem Taxifahrer auch bestätigen lassen (soviel haben wir am Tag davor auch bezahlt mit Taxameter). Er meinte dann “Ok, but non AC“. Habe ich auch zugestimmt, scheiß auf Klima. Da das Auto eigentlich Klima hatte, hat er die Klimaanlage dann ausgestellt. Voll schräg, aber ok.

Während der Fahrt fängt er dann plötzlich an von 900 Rupien zu reden und dass es ja 40 KM sind. Er hat mir dann auch noch so eine komische Preisliste gezeigt. Ich meinte dann nur von wegen, dass wir das am Ende klären. Ich habe dann auf dem Handy nachgeschaut wieviel KM das sind und es waren nur 27. Also ging die Diskussion beim Austeigen los, wobei es gar keine richtige Diskussion war, weil er sprachlos war. Ich habe ihn erstmal gesagt, dass der offizielle Tarif non AC 22 Rupien pro Kilometer ist und jeder Taxifahrer nach dem Tarif fahren muss. Da war er schon mal baff und hat nur genickt. Dann habe ich ihm gesagt, dass wir nur 27 km gefahren sind. Das wollte er zuerst noch abstreiten, hab ihn aber gleich unterbrochen und mein Handy mit Googlemaps vor die Nase gehalten. Dann habe ich ihm das noch vorgerechnet, dass es 594 Rupien sind und er deshalb nur 600 von mir bekommt. Er war immer nuch sprachlos, hat das Geld genommen und ist weg gefahren. War echt lustig. Ich hatte zumindest meinen Spaß.

Mein Einzelzimmer das ich jetzt hatte, war eher wie eine Zelle, da kein Zimmer mit Fenster mehr frei war, aber für 700 Rupien (10€) war das auch ok. 

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Hier und auf dem nächsten Bild sind Lunchpackete. Ich habe darüber mal eine Doku gesehen. Die Luchpackte werden von der Familie gemacht und dann zu dem Arbeitsstellen der Männer gebracht. Ein System wo niemand so richtig durchsteigt, aber funktioniert.

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Nachdem ich ein bisschen im Hotel gechillt habe, habe ich mich wieder mit unserem Guide getroffen um mir einen Slum anzuschauen.Bevor ich davon berichte muss ich erst noch ein paar andere Sachen loswerden.

Zuerst habe ich mir natürlich die Frage gestellt, ob das moralisch in Ordnung ist, wenn man bei einem sogenannten Armutstourismus mitmacht. Die Frage war nach kurzer Recherche im Internet schnell geklärt. Es gibt eine Organisation die Touren veranstaltet mit Guides die selber aus dem Slum kommen. Die Einnahmen der Touren gehen zu 80% in ein extra gegründetes Projekt. Dieses Projekt baut unter anderem Schulen in den Slums, bildet Lehrer aus und unterstützt aktiv den Unterricht der Slumbewohner bzw. Kindern wie zum Beispiel mit Englisch- und Computerunterricht. Mehrere Studien und Umfragen haben ergeben, dass die Slumbewohner die Touren von diesem Anbieter zu 90% gut finden und diese auch unterstützen. Außerdem sind auf diesen Touren Kameras verboten, aus Respekt den Arbeitern und Bewohnern gegenüber.
Leider gibt es mittlerweile auch viele kommerzielle Anbieter, aber die scheinen im Slum auch nicht so beliebt zu sein.
Nachdem ich beschlossen habe, dass ein Besuch in Ordnung ist, bin ich zuerst mit dem Guide, der mit uns auch eine Tagestour gemacht hat zu einem illegalen Slum. Dort waren wir auch nur am Rand ein bisschen drin, da die Mafia dort ordentlich abkassiert, wenn man den besuchen will. Wir sind in den Slum rein und gleich den ersten Weg, vor der Brücke die über folgenden Müll ging, abgebogen.
Die Hütten waren so gebaut, dass die Ausgänge erhöht am Rande einer Wasserpipeline waren. Es war eine ganz enge Gasse mit vielen kleinen Eingängen. An einer Stelle links der Pipeline waren plötzlich keine Hütten mehr und die Bewohner standen dort mit Kanistern in einem großen Loch und haben Wasser aufgefangen das aus der Pipeline kam. Scheinbar haben sie diese angezapft, um an frisches Wasser zu kommen. Die Bewohner haben mich gar nicht war genommen und ich konnte da ganz gemütlich lang schlendern. Hier habe ich nach Aufforderung von meinen Guide auch 5 Fotos gemacht. Mehr wollte ich nicht machen, weil ich mir dabei komisch vorkam. Hier habe ich schon mal einen ersten Eindruck bekommen, aber habe echt schlechtere Umstände erwartet. Vielleicht wird es auch krasser, wenn man tiefer in einen Illegalen Slum geht. Ausführlicher werde ich jetzt bei dem legalen Slum, da sich die Eindrücke ähneln.

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Den restlichen Tag habe ich nicht mehr viel gemacht, ich habe mich dann durch die Straßenküchen gefressen, bis ich was zu scharfes erwischt habe. Waren aber leckere Sachen dabei und hat jeweils nur zwischen 10 und 30 Rupien gekostet. War von der Menge vergleichbar mit ner Wurst im Stadion.
Ich habe am letzten Tag habe ich dann bei Reality-Tours eine Tour gebucht. Die Tour ging in den Dharavi-Slum. Einer der größten Slums der Welt. Der Slum erstreckt sich auf über 2 qkm und wird durch die Eastern und Western Railways begrenzt. Es leben dort rund 1 Million Einwohner. Es ist das Herz Mumbais. Es gibt in diesem Slum einen wirtschaftlichen- und einen Wohnbereich. In dem wirtschaftlichen Bereich wird 80 % des Plastikmülls Mumbai recycelt, Farbeimer von der Farbe befreit zur neuen Nutzung, Lederfabriken und noch viel mehr. Die Regierung wollte 2012 den Slum eigentlich abreißen, da das Gelände für die schnell wachsende Stadt sehr wertvoll geworden ist. Dies war aber Aufrund eines riesigen Protestes nicht möglich.

So, genug Fakten…die findet ihr bei Interesse auch zur Genüge im Netz. Ich will lieber von meinen Eindrücken schildern. Ich habe mal ein paar Fotos aus dem Netz geklaut, weil es so ganz ohne Bilder auch langweilig ist. Das ist hier ja eh nicht öffentlich.
Mein Gesamteindruck von dem Slum war einfach nur krass. Krass nicht wegen der Armut, dem Dreck usw., sondern wie gut die das Leben dort strukturiert haben. Man merkt richtig, dass es eine große Gemeinschaft ist. Jeder hilft dem anderen und benötigt auch Hilfe. Ich glaube mit Egoismus kommst du da nicht so weit. Ich war echt beeindruckt.
Wir haben zuerst den wirtschaftlichen Teil besucht und sind zum Plastikrecycling gegangen. Der Weg dorthin war schon ziemlich aufregend. Es ging durch enge Gassen, über eklige Pfützen auf dem Weg und an der Seite war ein eine Wasserrinne mit noch ekligeren Wasser. Der Geruch war schon echt übel. Uns wurde gezeigt wie die Plastikteile zerkleinert wurden, dann gewaschen und zuletzt nach Farbe und Art sortiert. Die Arbeiter können keine lange Lebenserwartung haben, da die Luft richtig giftig nach Plastik gerochen hat. Die Arbeiter waren aber in den kleinen Hütten mit Freude bei der Arbeit. Überall lief Bollywood Musik. Es war eine nette Atmosphäre und es sah aus als wenn die gerne da arbeiten.
Nach dem Plastikrecyling sind wir zu dem Bereich gegangen wo die Farbeimer gereinigt wurden. Es handelte sich um Metallfarbeimer, kein Plan wieviel Liter, aber die waren kniehoch. Die Eimer wurden Erhitzt und dann haben die Arbeiter Metallketten reingetan und die Eimer dann die ganze Zeit gedreht, damit die Farbe abblättert. Am Ende sind sauber Metaleimer ohne Farbreste draus geworden. Das muss echt ein harter Job sein, aber auch hier wirkten die Arbeiter fröhlich und gut gelaunt. Danach ging es zur Leder- und Klamottenproduktion. Das war auch interessant anzusehen, aber viel gibt es davon nicht zu berichten Es gibt noch einiges mehr und fast alles was es in Mumbai in den Shops zu kaufen gibt an Klamotten, Taschen usw. wird in diesem Slum hergestellt.
Es gibt hier viele Arbeiter die in Slum ziehen, weil sie hier Geld verdienen können. Ihre Familien wohnen ganz woanders und sie sehen sie meistens nur während der Monsumzeit, weil sie dann nach Hause fahren.

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Dementsprechend brauchen die Arbeiter auch Unterhaltung, da sie außer der Arbeit nichts anderes haben. Es gibt zwischen den Fabriken Sportbars, wo sie Cricket schauen, sowas wie kleine Bars und einige andere Läden die ich nicht zuordnen konnte, aber viel los war.
Danach ging es dann ins Wohnviertel. Wir mussten durch so richtig kleine Gassen gehen, wo man gerade so durchgepasst hat. Wenn einem jemand entgegenkam, musste einer sich in einen Hauseingang stellten. Links und rechts von meinen Schultern waren nur ein paar Zentimeter Platz. Zusätzlich musste man teilweise gebückt gehen. Auf beiden Seiten waren die Hauseingänge. Die Menschen leben dort teilweise mit der ganzen Familie auf 10 qm. Es gibt auch keine Haustüren, sondern nur Tücher vor den Eingängen. Dies hat den Vorteil, dass Familien ihre Kinder auch alleine zuhause lassen können, wenn sie arbeiten gehen und die Nachbarn dann auf diese achten. Zusätzlich musste man noch aufpassen wo man hintritt. Da der weg so schmal war, gab es nicht genug Platz für die Wasserrinnen. Auf die Wasserrinnen wurden einfach Steinplatten gelegt und die waren teilweise sehr wackelig oder auch kaputt.

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Als wir durch das Labyrinth durch sind, habe ich völlig die Orientierung verloren und eigentlich habe ich immer eine recht gute Orientierung, sind wir auf einen größeren, ich nenn das mal, Platz gekommen. Dort haben die ganzen Kinder gespielt und haben uns lächelnd begrüßt und die Hände geschüttelt. Die Kinder haben eine Lebensfreude ausgestrahlt, die ich noch nicht oft erlebt habe. Ich bekomme jetzt beim Schreiben wieder Gänsehaut. Die Erwachsenen haben auch viel Lebensfreude ausgestrahlt. Das Elend, dass man aus dem Fernsehen kennt, habe ich hier nicht gefunden. Eher das Gegenteil. Die Menschen haben aus ihrer Situation das Beste gemacht und eine bemerkenswerte Struktur in ihr Leben gebracht. Ich glaube in Deutschland geht es vielen Leuten beschissener, bzw. denken die, dass es ihnen beschissen geht und wissen gar nicht wie gut sie es haben. Die Menschen in dem Slum haben nichts, aber damit können die umgehen und machen das Beste draus.
Zurück zu dem Platz. Dort gab es ein Toilettenhäuschen das sich hunderte Menschen teilen müssen. Auf dem Klo gibt es kein Wasser. Die Leute müssen Wasser selber mitbringen. Wo das dann hinfließt habe ich jetzt nicht gefragt. Die Regierung versucht aber, da es ein legaler Slum ist, mehr Toiletten zu bauen und sorgt auch für eine Wasserversorgung. Zumindest eine Grundversorgung. Die Fabriken werden auch mit Strom versorgt.
Von diesem Platz aus ging es wieder in ein Labyrinth mit Gassen. Einige größer und einige wieder so klein. Ich musste echt aufpassen wo ich hintrete. Lustig war, dass in einer Ecke son 90er Jahre Daddel-Automat stand, soeiner wo Street Fighter usw. drauf lief, und eine Traube von Kids gezockt haben. Ich musste echt lachen, als ich das gesehen haben.
Später sind wir in das Office der Organisation gegangen, damit wir mal eine kleine Pause machen konnten. Dabei wurde uns erzählt was alles von den Einnahmen der Touren finanziert wird. Tolle Sache.

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Als wir aus dem Office raus sind, habe ich eine Menge Menschen auf einem kleinen Platz gesehen und in der Mitte lag etwas mit einem Tuch verhüllt und vielen Blumen drauf. Ich habe unseren Guide neugierig gefragt und der meinte, dass es eine Beerdigung war. Die Leiche lag unter dem Tuch…..
Danach sind wir einfach noch ein bisschen durch die „größeren“ Straßen geschlendert und haben das Treiben beobachtet.
Leider schaffe ich es nicht euch meine ganzen Eindrücke zu übermitteln, aber ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick geben. Das muss man selbst gesehen haben. Nach dieser Tour und den Erlebnissen bin ich absolut nicht geschockt, wie man eigentlich erwartet, sondern echt beindruckt. Der Slumbesuch war wieder ein Beispiel dafür, dass weniger manchmal mehr ist. Man sieht die Dinge wieder ein bisschen anders und lernt das Leben wieder mehr schätzen das man führt. Ich könnte echt kotzen, wenn ich an die Leute denk, die bei uns rumjammern, wie schlecht es ihnen doch geht und dann mit Pegida und Co auf die Straße gehen. Die sollen mal eine Woche in so einem Slum leben und dann sehen die das vielleicht mal anders, wenn die nicht auch dafür zu dumm sind. Naja, könnte das noch weiter ausführen, aber ich lass das mal. Wenn ihr noch Fragen dazu habt, gerne hier unten als Kommentar reinhauen.
Danach habe ich auch nicht mehr viel gemacht. Ich habe mich dann im Hotel an die Rezeption gesetzt, ein bisschen im Internet gesurft, noch einige Leute kennengelernt und Reisetipps ausgetauscht. Um 20 Uhr bin ich dann zum Bus. Mittlerweile bin ich das ja gewohnt, aber noch vor ein paar Wochen hätte ich schiss gehabt, dass ich falsch bin. Ich war der einzige an dem Pickup-Point und der Bus ist 45 Min. zu spät gekommen.
Im Bus bin ich dann sofort im Bett eingepennt und erst in Aurangabad wieder aufgewacht. Ich hatte ca. 3 Minuten um wach zu werden, den Bus zu verlassen, mein Gepäck in Empfang nehmen und saß dann schon wieder in nem Tuk-Tuk zum Hotel. In der Hotellobby musste ich noch 3 Stunden warten bis ich ins Zimmer konnte, da ich um 6 Uhr schon da war.
Hier habe ich aber echt ein fettes Zimmer für 1000 Rupien, aber Aurangabad ist nicht so toll. Von Auragabad und den Ellora-Höhlen werde aus Ahmendabad berichten. Ich habe mir schon ein Busticket für Dienstag besorgt. 15 Stunden Busfahrt hab ich dann vor mir.

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So, jetzt reichts auch. Ich hoffe ihr habt es bis zum Ende geschafft, ist ja echt viel geworden. Mumbai war aber echt super und hätte noch mehr schreiben können.

 

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